Tauchreise Scapa Flow / Juli 2013

Es ist ein bereits langgehegter Wunsch, an den Wracks der kaiserlichen, deutschen Hochseeflotte im ehemaligen britischen Flottenstützpunkt des schottischen Scapa Flow zu tauchen. So beschließen Ernst, Gerhard und Jürgen vom Atlantis-Tec-Team, im Juli 2013 eine Reise dorthin zu unternehmen.

Kurz zum geschichtlichen Hintergrund: Als Folge des Waffenstillstands nach dem ersten Weltkrieg, war die deutsche Hochseeflotte mit rund 74 Kriegsschiffen in der Bucht von Scapa Flow interniert. Der Vertrag von Versailles sah die Auslieferung aller deutschen Kriegsschiffe in Scapa Flow vor. Um dieses zu vermeiden, wurde von Konteradmiral Ludwig von Reuter am 21. Juni 1919 die organisierte Selbstversenkung befohlen. 60 Schiffe sanken auf den Meeresgrund. Die Wracks wurden zwischen 1923 und 1939 größtenteils gehoben, ausgeschlachtet und abgewrackt. Die tieferliegenden Schiffe verblieben im Meer und bilden heute eines der besten Wrackreviere weltweit.

Von Wien via London – Edinburgh landen wir in Kirkwall auf den Orkney Inseln. Dort werden wir bereits von Doogie erwartet und von ihm in das verträumte Fischerdorf Stromness chauffiert. Für eine Woche beziehen wir Quartier im Gästehaus der Tauchbasis „The Diving Cellar“. Sofort weht uns ein kalter Wind um die Ohren, steigen doch auf den Orkney Inseln auch im Juli die Temperaturen kaum über 15°C. Na ja, wir befinden uns auch auf demselben Breitengrad wie die Südspitze von Grönland. Aber darauf waren wir vorbereitet.

Bereits am nächsten Morgen geht es raus aufs Meer. Ein umgebauter, ca. 30 m langer Fischkutter, wird der Ausgangspunkt unserer Tauchgänge sein. Von Angus, unserem Kapitän, werden wir in die Besonderheiten des Tauchens hier eingewiesen. Alle Wracks sind mit Bojen markiert. Abstieg entlang der Bojenleine. Aufstieg ebenso, oder freier Aufstieg und Dekompression an der eigenen Boje. Die Taucher werden dann vom Boot wieder eingesammelt. Der Einstieg in das Boot erfolgt nicht über eine Leiter, sondern durch einen komfortablen Taucherlift. Man steigt unter Wasser in den Lift und wird an den Bootsrand hochgefahren. Dabei kommt uns der Verdacht, dass dieser Lift vielleicht für ältere Semester gedacht ist. Dabei sind wir noch gar nicht so alt.

Das Tauchen selbst verläuft unkompliziert und absolut eigenverantwortlich. An jedem Wrack gibt Angus ein ausführliches Briefing wie etwa „Hier unten ist das Wrack – es gehört euch, viel Spaß“. So können wir alle Tauchgänge nach unseren eigenen Vorstellungen durchführen. Wir sind immer das einzige Boot am jeweiligen Wrack – also kein Rudeltauchen. Die Wassertemperatur beträgt frische 11°C. Aber mit den Trockis kein Problem. In dieser Woche können wir folgende Wracks betauchen: SMS Dresden, SMS Köln, SMS Brummer, SMS Karlsruhe, SMS Kronprinz Wilhelm, SMS Markgraf, U-Boot UB 116, F2, Blockschiff Tabarka.

Gott sei Dank haben wir in dieser Woche Wetterglück. Meistens strahlendblauer Himmel und oft spiegelglattes Meer. An den Wracks kaum bis wenig Strömung – diese dann erst bei der Dekompression. Aber das Wetter schlägt sehr schnell um und dann zeigt sich die Natur von ihrer ruppigen Seite.

Die Wracks befinden sich in einer Tiefe von ca. 30 – 40m und sind traumhaft zu betauchen. Die Sichtweiten sind in Ordnung und wir erleben jeden Tag tolle Wracktauchgänge, die unser Wracktaucherherz höher schlagen lassen.

Leider geht auch diese Woche viel zu schnell vorbei und via Aberdeen – London treten wir die Heimreise an, vollbepackt mit unvergesslichen Eindrücken und Tauchgängen.

SCAPA FLOW – Wracktauchen vom Feinsten – Ein Muss für jeden begeisterten Wracktaucher!

 

Ernst, Jürgen, Angus und Gerhard
Ernst, Jürgen, Angus und Gerhard

Ein Bericht von Jürgen Harrer

 

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