Tauchen am größten Wrack im Mittelmeer April 2015

Nach fast 5 Jahren haben wir uns diesen Winter entschlossen im April ein paar Tauchgänge am Wrack der „Haven“ vor Arenzano durchzuführen. Im Jänner nahm ich, wie schon die Male zuvor, mit Paolo Genta von Wreckdive Liguria Kontakt auf, um die Reservierung in der Tauchbasis in die Wege zu leiten. Paolo hat sich letzten Sommer verändert und arbeitet nun mit der Tauchbasis „TechDive“ zusammen. Wir wollten eigentlich wieder zu Pippo von „Havendiving“ wo Paolo zuvor tätig war. Aufgrund der guten Erfahrungen die wir bis her mit Paolo gesammelt hatten vertrauten wir Ihn auch dieses Mal und vorweg, wir wurden nicht enttäuscht!

Ein passender Termin war schnell gefunden und so freuten sich Christian, Gerhard, Jürgen, Richi, Udo und Siggi auf ein paar schöne Tage in Arenzano.

Am Mittwoch dem 8. April war es nun endlich so weit. Bereits um 4 Uhr morgens machten sich Christian, Gerhard, Jürgen und Udo aus der Steiermark auf dem Weg nach Kärnten, wo wir uns um 6 Uhr bei der Autobahnabfahrt Villach- Faakersee trafen. Nach einer kurzen Tankpause machten wir uns sogleich Richtung Genua- Arenzano auf den Weg. Trotz des großen Verkehrsaufkommens kamen wir zügig voran und trafen gegen 13 Uhr in Arenzano ein. Das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite, angenehme 18°C, strahlend blauer Himmel und spiegelglatte See begrüßten uns.


Sogleich begrüßte uns auch Giovanni von TechDive auf das Herzlichste. Giovanni ist pensionierter Tauchmediziner und Teil der Mannschaft von TechDive. Wie sich später herausstellen sollte ist er der „Gute Geist“ der Tauchbasis. Giovanni kümmert sich um alles und hilft wenn es einmal irgendwo klemmen sollte. Wir verstauten unser Equipment in der Tauchbasis und nahmen die letzte Etappe unserer Reise in Angriff, vom Hafen zum Grand Hotel. Wir hatten uns für das Grand Hotel entschieden, da es nur 5 Gehminuten von der Tauchbasis entfernt ist und wir so in den nächsten 2 Tagen kein Auto benötigen würden.

Der Donnerstag begann wie der Mittwoch geendet hatte, mit besten Wetter! Bereits um 9 Uhr trafen wir in der Tauchbasis ein und machten uns sogleich an das vorbereiten der Ausrüstung. Nachdem wir alles am Tauchboot verstaut und uns adjustiert hatten fuhr Andrea, Andrea ist der Chef von TechDive, mit uns zum Wrack der Haven.

Den ersten Tauchgang wollten wir gemütlich angehen. Wir tauchten entlang der Abstiegsleine auf das Dach vom Steuerstand (Hochhaus) und weiter auf das Hauptdeck. Am Hauptdeck fuhren wir mit unseren Scootern auf der Steuerbordseite vorbei an riesigen Rohren, die dazu dienten den Tanker mit Rohöl zu beladen bzw. zu entladen, vorbei an mehreren großen Fischernetzen, vor bis zur Abbruchkante. Ein riesiges schwarzes Loch tat sich vor uns auf! Leider waren die Sichtverhältnisse nicht gut, sodass wir die gigantischen Ausmaße der Abbruchkante nur erahnen konnten. Nach 25 Minuten waren wir wieder zurück am Hochhaus und begannen mit dem Aufstieg auf 40m Tiefe.

Auf 40m erfolgte für die OC- Taucher der Gaswechsel auf das Travelmix. Durch die Verwendung dieses Gases konnten wir zusätzlich 15 Minuten Grundzeit im Bereich zwischen 40 und 33m machen ohne dass sich dadurch die Dekozeit verlängerte. Wir nutzen diese Zeit um uns die Aufbauten, den Schornstein und die Brücke anzusehen. Wo sich einst die Brücke befand steht eine Madonnenstatue und am Dach der Brücke wurde zum 20. Jahrestag der Katastrophe eine Gedenktafel angebracht.

Schlussendlich stiegen wir entlang der Abstiegsleine auf und nach 2 weiteren Gaswechsel und eine Gesamttauchzeit von 90 Minuten erreichten wir die Oberfläche. Andrea nahm uns die Scooter und Stage ab und verstaute alles am Boot. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und dem Wissen das größte Wrack im Mittelmeer betaucht zu haben fuhren wir zurück in den Hafen.

Nachdem wir unsere Ausrüstungen abgebaut hatten brachten wir die Flaschen zu Giovanni in die Füllstation. Die Füllanlage von TechDive ist wirklich beeindruckend. Zwei Kompressoren mit vorgeschalteter Konstantflow Mischanlage von Nardi zu füllen von Nitrox und Trimix und ein Sauerstoffbooster steht den Kunden von TeckDive zur Verfügung. Die Leistung dieser Füllanlage ist enorm, 4 Doppel 12 mit Trimix und 8 80cft Stage mit Nitrox können innerhalb einer Stunde gefüllt werden. Dadurch besteht auch die Möglichkeit 2 Tauchgänge pro Tag am Wrack der Haven zu machen.


Während Giovanni unsere Flaschen füllte machten wir uns an die Planung für den Tauchgang am Freitag. Wenn die Sichtverhältnisse es zulassen würden wir von der Brücke über das Hauptdeck Steuerbordseitig zum Heck tauchen um uns das Ruderblatt und die Schiffsschraube anzusehen. Dann sollte es weiter zum Explosionsloch auf der Backbordseite gehen. Weiter durch das Explosionsloch in den Tank und links vorne durch eine Wartungsluke zurück auf das Hauptdeck. Anschließend bei der Werkstätte vorbei zurück zum Hochhaus wo wir wieder auf das Travelmix wechseln sollten. Der Rest sollte gleich ablaufen wie am Mittwoch.

Am Freitag war das Wetter nicht mehr ganz so schön wie an den Tagen zuvor, die See war aber immer noch spiegelglatt. Eine Gruppe Belgische Taucher machte bereits um 9 Uhr einen Tauchgang am Wrack der Haven. Wir waren für 11 Uhr eingeteilt, so hatten wir genügend Zeit unsere Ausrüstungen zusammenzubauen. Leider kamen die Taucher aus Belgien mit schlechten Nachrichten zurück. Die Sichtverhältnisse hatten sich gravierend verschlechtert und lagen bei 2 bis 3m. Wir überlegten ob wir den Tauchgang unter diesen Bedingungen überhaupt machen sollten! Schlussendlich entschieden wir uns den Tauchgang trotzdem durchzuführen. Schlechte Sicht sind wir ja aus dem Wörthersee gewöhnt, so etwas kann uns nicht abschrecken. Kurz nach 11 liefen wir aus dem Hafen aus und wenige Minuten später machte Andrea das Boot schon an der Abstiegsleine fest. Schon beim Abtauchen merkten wir die schlechten Sichtverhältnisse welche sich am Wrack noch einmal verschlechterten. Unseren Plan den wir für diesen Tauchgang gemacht hatten konnten wir unter diesen Bedingungen vergessen. Also wurde nach Plan „B“ vorgegangen. Plan B umfasste den Bereich der Werkstätte, den Schornstein und den Motorraum. Nach ein paar Minuten signalisierte mir Richi dass es Ihn nicht gut gehe, worauf wir den Tauchgang abbrachen. Die zwei verbleibenden Buddy Teams folgten uns wenig später. So schlechte Verhältnisse hatte ich noch nie am Wrack der Haven. Vielleicht würden ja am Samstag wieder besser Bedingungen sein. Andrea brachte uns in den Hafen zurück und lud uns ein ein weiteres Wrack am späten Nachmittag zu besichtigen.

Gegen 16 Uhr liefen wir wieder aus dem Hafen aus, dieses Mal ohne Tauchausrüstung, dafür aber mit unseren Kameras. Ziel unserer Ausfahrt war der Hafen von Genua wo zurzeit wohl das bekannteste noch schwimmende Schiffswrack der Welt steht, die Costa Concordia. Die Abwrackarbeiten scheinen zügig voran zu gehen. In ein paar Monaten wir nur mehr die Stahlhülle übrig sein.

Leider erfüllten sich unsere Erwartungen am Samstagmorgen nicht, dichte schwarze Wolken hingen tief am Himmel und der peitschende Wind sorgte für große Wellen sodass an ein ausfahren nicht zu denken war. Uns blieb nichts anderes übrig als unsere Sachen zu packen und uns auf den Heimweg zu machen.

Unter dem Strich haben wir einen schönen und einen sehr bescheidenen Tauchgang am Wrack der Haven gemacht. Trotzdem war es ein schöner Trip nach Arenzano und eines können wir schon heute sagen: „Es war nicht unsere letzte Reise nach Arenzano! Wir kommen wieder!“

Von links nach rechts: Udo, Christian, Andrea, Siggi, Jürgen, Gerhard und Richi.


Vielen Dank an Jürgen für das tolle Video von unserer Reise!